Petroleum rectificatum (Petr.) – Homöopathie

Petroleum ist eine Mischung verschiedener Kohlenwasserstoffe aus der Methanreihe, die zudem kleine Mengen von Erdharzen enthält. Das dunkelbraune mineralische Öl hat fast eine sirupartige Konsistenz. Zur Herstellung des homöopathischen Arzneimittels verwendet man aber weißes Petroleum, das dadurch gekennzeichnet ist, dass keine bei Raumtemperatur festen Bestandteile mehr darin enthalten sind.

Die klassische Homöopathie setzt Petroleum vorrangig gegen Hauterkrankungen und bei der Reisekrankheit ein. Seine Wirkungen zielen vor allem auf das Zentralnervensystem, die Haut und die Schleimhäute sowie auf den Magen-Darm-Trakt ab.

Causa: Sorgen oder Schrecken, Reisen per Schiff, Auto, Zug oder Flugzeug

Hauptanwendungsgebiete:

  • Asthma
  • Chronische Lidrandentzündung
  • Chronischer Tubenkatarrh
  • Diarrhoe (Durchfall)
  • Ekzeme auf der behaarten Kopfhaut
  • Fissuren und Rhagaden (Einrisse) an Ohren, Nase, Mundwinkel, Brustwarzen,
  • After
  • Gastroenteritis (Magen-Darm-Grippe)
  • Gehörgangsekzem
  • Haarausfall
  • Halluzinationen
  • Hautekzeme, Eiterungen und trockene, rissige Haut (Schrunden)
  • Herpes
  • Husten und Heiserkeit
  • HWS-Syndrom
  • Konjunktivitis (Bindehautentzündung)
  • Kopfschmerzen
  • Kopfschuppen
  • Morbus Crohn
  • Otitis (Ohrentzündung)
  • Psoriasis (Schuppenflechte)
  • Reisekrankheit mit Übelkeit und Erbrechen
  • Rheuma, insbesondere an den kleinen Gelenken
  • Rhinitis (Schnupfen)
  • Schrunden
  • Schwerhörigkeit
  • Schwindel
  • Tinnitus (Ohrgeräusche)
  • Vergesslichkeit

Typus

Fast abgemagerte Menschen mit heller Haut und hellen Haaren, die schnell reizbar sind und somit zum Streiten neigen. Sie sind wetterfühlig und können Kälte oder Luftzug nicht ertragen. Sie sind sehr schreckhaft, zerstreut, verwirrt und zuweilen sogar orientierungslos. Nicht selten werden sie von Wahnideen beherrscht.

Reisen

Hierbei geht es um eine Unverträglichkeit passiver Beschleunigungen im Auto oder Flugzeug, die aber vor allem auf dem Schiff in Form der altbekannten Seekrankheit zuschlägt und mit Irritationen im Bereich des Gleichgewichtsorgans im Innenohr zu tun hat. Daraus ergibt sich ein Schwindelgefühl, das von einem starken Brechreiz begleitet wird. Der Schwindel scheint sich im Hinterkopf zu konzentrieren und verstärkt sich beim Aufschauen. Durch Nahrungsaufnahme können sich die Beschwerden sogar verbessern. Weitere unangenehme Begleiterscheinungen sind Kopfschmerzen und kalter Schweiß, teilweise Herzklopfen, wobei sich der Kopf so schwer wie Blei anfühlt.

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Hautreaktionen

Die raue, trockene, rissige Haut sieht geradezu schmutzig aus. Besonders im Winter sind die Hände blutig aufgesprungen und es entstehen Risse an den Fingerspitzen und sogar hinter den Ohren. Schon kleine Verletzungen führen zu Vereiterungen und die Hautausschläge jucken beträchtlich, was sich im warmen Bett noch verschlimmert. Im Genitalbereich breiten sich die Hautausschläge über den Damm bis zu den Oberschenkeln aus. Es besteht eine ausgeprägte Neigung zu Schweißfüßen, die überdies ziemlich faulig riechen. Darüber hinaus kann es zu einem Brennen an den Handflächen und Fußsohlen kommen, Frostbeulen und Kopfschuppen sind zu beobachten und es kommt relativ schnell zum Wundliegen (Dekubitus).

Allgemeine Charakteristik und Leitsymptome:

  • See- und Reisekrankheit mit kaltem Schweiß, Übelkeit und Erbrechen
  • Leichte Besserung durch Essen
  • Schwindel, der sich beim Stehen verschlimmert
  • Halluzinationen bis hin zum Doppeltsehen der eigenen Gliedmaßen
  • Verwirrtheit und Orientierungsprobleme
  • Kopfschmerzen
  • Raue, trockene, rissige Haut mit Besserung im Sommer
  • Aufgesprungene Fingerspitzen und Risse hinter den Ohren
  • Übel riechender Schweiß
  • Jucken in der Eustachischen Röhre, Speiseröhre, Harnröhre und im Tränengang
  • Juckende, trockene, zum Teil auch nässende Hautausschläge, die sich im Winter und bei Kontakt mit Wasser verschlimmern. Vorrangig davon betroffen sind die Kopfhaut, Ohren, Hautfalten, der Anus, das Skrotum und die Leisten.
  • Bei leerem Magen ziehende Magenschmerzen
  • Nächtlicher Heißhunger
  • Abneigung gegen fettes Fleisch und eine Unverträglichkeit bei Kohl
  • Tagsüber gelber, wässriger, herausschießender Durchfall gefolgt von Hunger
  • Kälteempfindlichkeit und schnelles Frösteln
  • Kältegefühl in der Herzgegend
  • Knacken der Gelenke

Modalitäten

  • Besserung durch Essen (Reisekrankheit), Wärme, trockenes Wetter und Liegen mit hochgelagertem Kopf
  • Verschlechterung durch passive Bewegung insbesondere beim Schaukeln eines Schiffes, Kohl, Bettwärme (Jucken), Winter, kaltes Wetter, Waschen, vor einem Gewitter, bei seelischer Erregung, Koitus, Gefühl der Einengung durch Bekleidung
  • Sonstiges: Petroleum ist ein sehr gutes Antidot (Gegenmittel) bei Bleivergiftung. Gleich nach Eintritt einer Besserung das Mittel absetzen. Petroleum wird von Nux vomica und Cocculus antidotiert, das heißt, letztere Mittel können Petroleum bei Überdosierung oder falscher Anwendung unschädlich machen.

Ein Beispiel aus der Praxis zum Thema Reisekrankheit

Die kleine Melanie leidet beim Autofahren immer wieder, wie ihre Schwester Sina, unter der Reisekrankheit. Wie bei ihrer Schwester treten auch bei ihr die typischen Symptome einer starken Übelkeit mit Brechreiz sowie der Schwindel auf. Doch anders als Sina geht es Melanie draußen an der frischen Luft nicht besser, da sie sehr schnell friert. Wenn sie brechen muss, stellt sich sogleich danach ein deutliches Hungergefühl ein. Das ist auch gut so, denn nach ein bisschen Nahrungsaufnahme geht es ihr gleich besser. Der Homöopath entscheidet sich für Petroleum C30.

Begründung

Bei der Reisekrankheit greifen Homöopathen meistens zu Cocculus, Tabacum, Nux vomica oder eben Petroleum. Es sind gerade die Modalitäten, die den letztlichen Ausschlag für die Entscheidung geben. Da Melanie nicht auf frische Luft erpicht ist, fällt Tabacum schon mal aus. Es sind bei all der Übelkeit ihr Verlangen nach Essen und die dadurch ausgelöste Besserung, die den klaren Hinweis auf das Arzneimittelbild des Petroleums geben.

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Beitragsbild: pixabay.com – ka_re

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