Quark mit Leinöl
Manche Rezepte überdauern Jahrzehnte – nicht weil sie modisch wären, sondern weil sie wirken. Die Kombination aus Quark und Leinöl gehört für mich genau in diese Kategorie. Kein Hype, kein Superfood – sondern ein solides, biochemisch interessantes Duo mit therapeutischer Tiefe.
Was anfangs unspektakulär klingt, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als kraftvolle Kombination aus schwefelhaltigen Aminosäuren und ungesättigten Fettsäuren – mit Auswirkungen auf Zellatmung, Immunabwehr und möglicherweise sogar auf entartete Zellprozesse.
Ich habe in meiner Praxis unzählige Menschen begleitet, bei denen genau solche einfachen Maßnahmen (gezielt eingesetzt) mehr verändert haben als die x-te Nahrungsergänzung.
Quark: Ein Gesundheitspaket mit Aminosäuren
Quark liefert hochwertige Eiweiße in konzentrierter Form – allen voran das sogenannte Casein, ein langsam verdauliches Milchprotein. Gerade dieser langsame Abbau sorgt für eine anhaltende Versorgung mit Aminosäuren, was ihn besonders wertvoll für Regeneration, Immunsystem und Zellreparatur macht.
Besonders hervorzuheben ist die schwefelhaltige Aminosäure Cystein, aus der der Körper Glutathion bildet – eines der wichtigsten körpereigenen Antioxidantien. Glutathion schützt die Zellen vor oxidativem Stress, unterstützt Entgiftungsprozesse in Leber und Lymphe, fördert die Reparatur von DNA-Schäden und stabilisiert das Immunsystem.
Viele naturheilkundliche Therapien zielen genau auf diese Systeme ab – und nutzen Quark nicht nur wegen seines Eiweißgehalts, sondern wegen der damit verbundenen metabolischen Impulse.
Übrigens: Wer Casein gezielt therapeutisch einsetzen will, greift idealerweise am Abend zu purem Magerquark – ohne Früchte, ohne Zucker. Das führt zu einem langsamen Aminosäure-Release über Nacht und kann – in Kombination mit Bewegung und Mikronährstoffen – die nächtliche Ausschüttung von Wachstumshormonen (HGH) fördern. Doch das ist ein Thema für sich. Und zu Milch- Quark Unverträglichkeiten schreibe ich weiter unten gleich noch was…
Schauen wir uns erst einmal das Leinöl an.
Leinöl: Hochkonzentrierte Omega-3-Kraft aus der Natur
Leinöl liefert große Mengen an Alpha-Linolensäure (ALA) – einer essenziellen Omega-3-Fettsäure, die für zahlreiche Stoffwechselvorgänge unverzichtbar ist. ALA wird vom Körper zwar nur zu einem geringen Teil in EPA und DHA umgewandelt, erfüllt aber auch eigenständig wichtige Funktionen: Sie wirkt entzündungsmodulierend, stabilisiert Zellmembranen und unterstützt den Immunstoffwechsel.
Im Vergleich mit anderen Speiseölen ist Leinöl ein regelrechtes Omega-3-Kraftpaket: Während Oliven-, Sonnenblumen- oder Distelöl kaum ALA enthalten, liegt der Anteil im Leinöl bei rund 50 %. Damit gehört es zu den besten pflanzlichen Quellen überhaupt – vorausgesetzt, das Öl ist frisch, kaltgepresst und lichtgeschützt abgefüllt.
Gehalt an Alpha-Linolensäure (ALA) = Omega-3-Fettsäuren in verschiedenen Ölen:
Öl | Gehalt an ALA (Omega-3-Fettsäuren) |
---|---|
Leinöl | 49% |
Hanföl | 20% |
Rapsöl | 10% |
Olivenöl | 1% |
Sonnenblumenöl | 0,5% |
Distelöl | 0,5% |
Die Synergie zwischen Quark und Leinöl
Die im Quark enthaltenen schwefelhaltigen Aminosäuren (allen voran Cystein) können sich nach dem Konzept von Dr. Johanna Budwig mit den mehrfach ungesättigten Fettsäuren des Leinöls, insbesondere der Alpha-Linolensäure, verbinden. Budwig sprach in diesem Zusammenhang von sogenannten „elektrischen Dipolen“, die sich aus dieser Verbindung ergeben und in die Zellmembranen sowie in die Mitochondrien eingebaut werden können – also genau dorthin, wo Energie produziert wird. Ihrer Theorie zufolge können diese elektronenreichen Fettsäuren die blockierte Zellatmung wieder in Gang bringen und so das zelluläre Milieu normalisieren. In der Folge – so Budwigs Annahme – sei es sogar möglich, entartete Zellen wieder in den natürlichen Regelkreis der Zellsteuerung zurückzuführen.
Auch wenn diese Effekte bislang nicht durch klinische Studien im schulmedizinischen Sinn belegt sind, gilt die Kombination aus hochwertigem Leinöl und Eiweißträgern wie Quark in der naturheilkundlichen Praxis seit Jahrzehnten als fester Bestandteil zur Unterstützung bei chronischen Erkrankungen – einschließlich Krebs.
Weitere Vorteile von Leinöl: Omega-3-Versorgung und Stimmungslage
Unabhängig von den diskutierten Wirkungen im Zellstoffwechsel bietet Leinöl auch alltagsnahe Vorteile – vor allem als pflanzliche Quelle für Omega-3-Fettsäuren. Viele Menschen weisen heute ein deutliches Ungleichgewicht im Fettsäurehaushalt auf: zu viel Omega-6, zu wenig Omega-3. Leinöl liefert hier gezielt Alpha-Linolensäure (ALA), die im Körper begrenzt in EPA und DHA umgewandelt werden kann – zwei Fettsäuren, die für Hirnfunktion, Immunregulation und Entzündungshemmung essenziell sind.
Einige Studien deuten zudem darauf hin, dass eine verbesserte Omega-3-Versorgung depressive Verstimmungen lindern kann – wobei tierische Quellen wie Fischöl in diesem Zusammenhang besser untersucht sind als pflanzliche Öle. Dennoch nutzen viele naturheilkundliche Konzepte Leinöl auch als sanfte Unterstützung bei Stimmungstiefs.
Leinöl – oft unterschätzt, aber keineswegs wertlos
Kritiker wenden ein, dass der Körper Alpha-Linolensäure nur zu einem kleinen Teil in die aktiveren Formen EPA und DHA umwandeln kann und empfehlen stattdessen gleich Fischöl oder Algenöl. Biochemisch ist das korrekt: Die Umwandlungsrate liegt meist unter 10 %. Dennoch greift dieses Argument zu kurz, denn Leinöl wirkt nicht nur über EPA und DHA, sondern besitzt eigenständige Vorteile: Es stabilisiert Zellmembranen, wirkt entzündungsmodulierend und beeinflusst den Fettstoffwechsel direkt; ich nehme, dass dies etwas ist, was auch Frau Budwig „merkte“ oder beobachtete.
Zudem passt Leinöl besser in viele naturheilkundliche Therapiekonzepte – vor allem dann, wenn tierische Produkte gemieden oder oxidative Belastungen reduziert werden sollen. Wer gezielt EPA und DHA zuführen will, kann zusätzlich hochwertige Fisch- oder Algenöle einsetzen. Doch das macht Leinöl nicht wertlos – im Gegenteil: Es ist oft der erste, milde Schritt, um den entgleisten Fettsäurehaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Ich gebe deshalb fast immer auch einen Esslöffel Omega 3 Öl zusätzlich in mein Budwig Müsli.
Wenn kein Quark / Milcheiweiß vertragen wird
Nicht jeder verträgt (mehr) Quark – ein Phänomen das sich weiter ausbreitet – und das hat Gründe. Bei empfindlichem Darm, entzündlichen Prozessen oder gestörter Schleimhautbarriere kann das Casein (wie auch andere Milchproteine) problematisch sein. In solchen Fällen zeigt sich: Nicht der Quark ist das Problem, sondern der Darm. Eine gezielte Darmsanierung, ggf. kombiniert mit Enzymen oder einer Auslassphase, ist hier oft der sinnvollere erste Schritt, bevor man hochwertige Eiweiße wieder einführt. Wer dauerhaft mit Blähungen, Schleimhautreizungen oder diffuser Müdigkeit nach Milchprodukten reagiert, darf mal prüfen „Was da los ist“.
Fazit
Ich bin geneigt zu sagen: Quark mit Leinöl ist angewandte Biochemie. Eine Kombination, die den Zellstoffwechsel ankurbelt, das Immunsystem unterstützt und entzündlichen Prozessen etwas entgegensetzt. Aber wie so oft gilt auch hier: Die Qualität entscheidet. Ein pasteurisierter Billigquark aus Massenproduktion bringt meines Erachtens wenig(er) – erst recht nicht bei empfindlichem Darm. Verwenden Sie Quark in Bio-Qualität, möglichst ohne Zusätze, möglichst naturbelassen. Und beim Leinöl: Nur kaltgepresst, lichtgeschützt und frisch. Alles andere ist ranzig bevor es wirkt. Merke: Leinöl darf nie bitter schmecken!
Für mich ist diese Mischung seit über 20 Jahren ein therapeutischer Grundpfeiler – nicht als Ersatz für alles, aber als Fundament, auf dem sich vieles aufbauen lässt.
Beitragsbild: pixabay.com – kamilla02
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