Sanguinaria canadensis (Sang.) – Homöopathie
Die zur Familie der Papaveraceae gehörende Blutwurzel ist in Nordamerika und Mexiko heimisch. Der Name leitet sich vom lateinischen sanguis (Blut) ab. Die Pflanze enthält in ihren Wurzeln einen rötlichen Saft, den die Indianer unter anderem gern für ihre Körperbemalungen verwendeten. Die nordamerikanischen Farmer machten gerade im Winter ihren Tee aus dieser Wurzel, weil er bei Erkältungen sehr hilfreich ist. Sanguinaria beinhaltet allerdings verschiedene Alkaloide, die Erbrechen, Durchfall und sogar Lähmungen auslösen können.
In der klassischen Homöopathie kommt Sanguinaria in erster Linie bei Kopfschmerzen und Migräne sowie bei Atemwegserkrankungen zum Einsatz.
Causa: Kälte, Überanstrengung (Migräne), Süßigkeiten (Halsschmerzen)
Hauptanwendungsgebiete
- Erkältungen
- Diarrhoe (Durchfall)
- Heuschnupfen
- Nasen- oder Kehlkopfpolypen / Katarrh
- Kopfschmerzen (meistens rechtsseitig) und Migräne
- Klimakterische Beschwerden und Hitzewallungen
- Halsschmerzen (schlimmer durch Süßigkeiten)
- Husten / Keuchhusten
- Bronchitis und Pneumonie
- Asthma
- Neuritis (Nervenentzündung) und Neuralgien (Nervenschmerzen)
- Rheuma
Stimmung / Gemüt
Die Patienten zeigen eine Überempfindlichkeit in Bezug auf Geräusche, Licht und Gerüche. Bei Kopfschmerzen sind sie sehr reizbar, möchten zuweilen festgehalten werden.
Kopf
Kopfschmerzen (insbesondere beim Fasten) und fast regelmäßig in einem Sieben-Tage-Rhythmus rezidivierende Migräne, die als Folge von Überarbeitung auftreten kann. Die Kopfschmerzen beginnen oft im Hinterkopf, wandern weiter nach oben, um schließlich im Bereich des rechten Auges zu verbleiben. Sie werden als berstend empfunden, gerade so, als würden die Augen, vor allem das rechte, herausgedrückt werden. Erst nach Sonnenuntergang lassen die Schmerzen langsam nach. Die Augen und Wangen sind morgens gerötet.
Übelkeit und Erbrechen sowie ein Ohnmachtsgefühl können die Kopfschmerzen begleiten, die sich beim Bücken, Aufrichten, bei Bewegung, Lärm und Licht verschlimmern. Dagegen bessern sie sich durch Schlaf, nach dem Erbrechen und wenn der Patient seinen Kopf gegen etwas drücken kann. Dies betrifft auch Gesichtsneuralgien, bei denen die Schmerzen vom Oberkiefer ausgehend in alle Richtungen ausstrahlen.
Atemwege / Husten
Der trockene, anfallsartige Husten beginnt zunächst mit einem Kitzeln hinter dem Brustbein, um dann immer weiter nach oben aufzusteigen. Der Patient wird auch nachts von dem krampfartigen Husten geweckt. Dieser klingt krächzend oder pfeifend und erschöpft den Betroffenen sehr, weil es sehr schwierig ist, den zuweilen rostfarbenen, übel riechenden Auswurf heraus zu bekommen. Bei Lungenentzündung entsteht ein Stechen beziehungsweise Brennen hinter dem Brustbein, was dann zur Seite hin ausstrahlen kann. Das Atmen fällt schwer, kann sich aber in der Rückenlage verbessern. Sänger werden von einem Gefühl der Trockenheit im Kehlkopf in ihrer Leistung beeinträchtigt.
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Allgemeine Charakteristik und Leitsymptome
- Morgendliche rechtsseitige Kopfschmerzen setzen sich als Migräne über dem rechten Auge fest, bessern sich aber etwas durch Erbrechen oder Schlaf. Eine Verschlechterung wird durch Bewegung, Bücken, Licht und Lärm ausgelöst.
- Hitzewallungen und Blutandrang führen zu umschriebener Wangenröte.
Brennende Handflächen und Fußsohlen sind nicht selten. - Gesichtsneuralgie mit Rötung und Brennen gehen vom Oberkiefer aus.
- Nervenentzündungen werden ebenfalls beobachtet.
- Hackender Husten mit brennendem rechtsseitigem Brustschmerz geht in Pneumonie mit Atemnot über, die sich nachts in Rückenlage bessert. Der schlecht riechende Auswurf ist von rostiger Färbung. Erkältungen oder Grippe führen immer wieder zu Husten beziehungsweise Keuchhusten.
- Fast jedem Schnupfen folgt Durchfall und Asthma folgt auf allergischen Schnupfen, was sich durch Düfte noch verschlimmert.
- Rheumatische Schmerzen im rechten Arm oder Schultergelenk behindern den Patienten daran, den Arm heben zu können.
- Auch die zum Teil brennenden klimakterischen Beschwerden mit Hitzewallungen finden eher auf der rechten Körperhälfte statt.
Modalitäten
Besserung nach Sonnenuntergang, in Rückenlage, während und nach dem Schlaf, durch Erbrechen, kühle Luft, physischer Druck gegen den Kopf
Verschlechterung morgens bei Sonnenaufgang, durch Bücken oder Aufsehen, Berührung, Bewegung, rechtsseitigem Liegen, Gerüche, Licht und Lärm
Sonstiges: Sanguinaria ist anzuraten, wenn der Patient scheinbar einen Infekt oder Keuchhusten nicht ausheilen konnte und der quälende Husten bei jeder kleinen Erkältung gleich wieder aufflammt. Nach Eintritt einer Besserung sollte das Mittel reduziert oder ganz abgesetzt werden.
Ein Migräne-Fall aus der Praxis
Frau R. (32) beklagt bei ihrem Homöopathen ihre regelmäßig wiederkehrenden migräneartigen Kopfschmerzen. Beruflich ist sie als Büroangestellte tätig. Seit ein paar Monaten schon treten diese Kopfschmerzen praktisch jede Woche auf. Sie beginnen bereits morgens gleich beim Erwachen, an manchen Tagen wird sie sogar von den Schmerzen geweckt.
Diese starten am Hinterkopf, ziehen dann weiter hoch und bleiben schließlich in der rechten Schläfe hängen. Im Laufe des Tages werden die Schmerzen immer schlimmer und sie muss ihre Arbeit abbrechen, um sich endlich hinlegen zu können. Manchmal ist es so schlimm, dass sie brechen muss. Merkwürdigerweise gehe es ihr danach etwas besser. Eine Besserung tritt auch ein, wenn sie ganz still liegt und einschlafen kann. Helles Licht und Tageshelligkeit würden dagegen ihre Symptome verstärken.
Diese Beschreibungen veranlassten den Homöopathen, das Arzneimittel Sanguinaria in LM-Potenz zu verordnen.
Begründung
Eine Migräne, die ausgerechnet alle sieben Tage wiederkehrt, lenkt den Homöopathen in Richtung Iris versicolor oder Sanguinaria. Für Letzteres sprechen die Lokalisation der Schmerzen am Hinterkopf und an der rechten Schläfe sowie das An- und Abschwellen der Schmerzen mit dem Tag-Nacht-Rhythmus, was eben nicht auf Iris versicolor hinweist.
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Beitragsbild: pixabay.com – Hans
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