Wie gesund sind Tomaten?

Sie kennen Tomaten – klar.

Was weniger bekannt sein dürfte ist die Tatsache, dass Tomaten aus Sicht der Botanik nicht zu den Gemüsesorten gehören.

Vielmehr werden sie botanisch als Beeren klassifiziert. Die Tomate gilt als „kulinarisches Gemüse“, weil sie einen viel geringeren Zuckergehalt hat als kulinarische Früchte. Da sie eher herzhaft (umami) als süß ist, wird sie in der Regel als Teil eines Salats oder als Hauptgericht einer Mahlzeit und nicht als Nachspeise serviert.

Tomaten sind nicht das einzige Lebensmittel, bei dem diese „Doppelrolle“ auftritt: Paprika, Gurken, grüne Bohnen, Auberginen/Erdäpfel, Avocados und Kürbisse aller Art (z. B. Zucchini und Kürbisse) sind botanisch gesehen Früchte, werden aber als Gemüse zubereitet.

Tomaten kommen auch in verschiedenen Größen vor. Die klassischen Tomaten in Deutschland haben in der Regel die Größe von Äpfeln. Andere Formen von Tomaten können dagegen die Größe von Walnüssen oder Erbsen annehmen.

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Etwas Tomatengeschichte

Die Tomate kommt aus Mittel- und Südamerika. Die ersten Tomatenzüchter waren mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die Azteken und andere Völker in Mesoamerika. Bei diesen Völkern wurde die Tomate frisch und gekocht verzehrt. Die Spanier brachten dann die Tomate nach Europa, wo sie in die spanische Küche eingeführt wurde. In anderen Ländern Europas, wie zum Beispiel Frankreich, Italien und Nordeuropa, war die Tomate zunächst nur eine Zierpflanze. Da die Tomate ein Nachtschattengewächs ist, wurde sie als essbare „Frucht“ mit Argwohn betrachtet. Der Grund hierfür war die nahe Verwandtschaft zur sehr giftigen Belladonna, deren Blätter und Beeren beim Verzehr extrem toxisch sind.

Tomaten können potentiell ebenfalls toxisch sein, denn die Blätter und die Frucht enthalten eine Substanz, die sich „Alpha-Tomatin“ nennt und ein Steroidglykosid ist. Diese Substanz schützt die Pflanze vor einem Befall mit Kartoffelkäferlarven und einer Reihe von pathogenen Pilzen und Flechten. Im Laufe der Reifung wird das Tomatin abgebaut, sodass in der reifen Tomate nur noch Spuren der problematischen Substanz vorkommen.

Historiker konnten zeigen, dass bereits 500 vor Christus Tomaten im Süden von Mexiko gezüchtet wurden. Die Azteken züchteten verschiedene Varianten, wie zum Beispiel grüne Tomaten. Es gab aber auch Tomaten in verschiedenen Größen und Formen, wie zum Beispiel eine mehr ovale Form, bekannt als „plum tomato“ (Pflaumentomate).

Toxizität

Blätter, Stängel und die grünen, unreifen Früchte der Tomatenpflanze enthalten in der Regel geringe Mengen Tomatin, dessen Wirkung auf den Menschen nicht untersucht wurde. Sie enthalten auch geringe Mengen Solanin, ein giftiges Alkaloid, das in Kartoffelblättern und anderen Pflanzen der Nachtschattengewächse vorkommt. Die Solaninkonzentrationen in Blättern und grünen Früchten sind jedoch im Allgemeinen zu gering, um wirklich gefährlich zu sein, es sei denn, es werden große Mengen verzehrt, z. B. als Grünzeug.

Um auf der sicheren Seite zu sein, sollte man Tomaten nur reif verzehren und auch davon Abstand nehmen, die Blätter mit auf die Speisekarte zu setzen. Für Hunde jedoch können Früchte und Blätter toxisch sein, wenn große Mengen gekaut und/oder verzehrt werden.

Toxisch aber gesund?

Glücklicherweise sind die toxischen Substanzen in einer reifen Tomate praktisch bedeutungslos, was man von den Nährstoffinhalten in positiver Hinsicht dagegen nicht sagen kann. Hier gibt es eine Fülle von positiven Aspekten zu beschreiben, die die Tomate zu einer ausgesprochen gesunden Frucht/Beere macht.

Einen wichtigen Inhaltsstoff der Tomate hatte ich bereits in einem eigenen Beitrag gewürdigt:

Hier zitiere ich eine Reihe von wissenschaftlichen Arbeiten, die der Substanz eine Reihe von positiven Wirkungen bescheinigen können, wie zum Beispiel Verringerung des Risikos für Krebserkrankungen, antioxidative Wirkung (100 mal größer als Vitamin E), Apoptose fördernd bei entarteten Zellen etc.

Aber welche weiteren Inhaltsstoffe gibt es in einer Tomate, die auf einen gesundheitsfördernden Charakter hinweisen?

Eine wissenschaftliche Veröffentlichung aus dem Jahr 1998 aus den USA beschreibt den Nährstoffgehalt von Tomaten[1]. Leider liegt dieser Arbeit nur als Abstract vor. Aber selbiges gibt einigen Aufschluss.

Der Leser erfährt hier, dass die Produktion von Tomaten in den USA nur von der Produktion von Kartoffeln übertroffen wird. Dem Beitrag zufolge sind Tomaten eine gute Quelle von Folsäure (Vitamin B9), Vitamin C, Kalium und eine Reihe von Carotinoiden mit Lycopin als dem häufigsten der Carotinoide, gefolgt von Betacarotin, Gammacarotin und weiteren Carotinoiden.

Tomaten bestehen natürlich nicht nur aus vorteilhaften Nährstoffen, sondern enthalten auch Folgendes (pro 100 Gramm)[2]:

  • Kalorien: 18
  • Wasser: 95%
  • Eiweiß: 0,9 Gramm
  • Kohlenhydrate: 3,9 Gramm
  • Zucker: 2,6 Gramm
  • Ballaststoffe: 1,2 Gramm
  • Fett: 0,2 Gramm

So viel Zucker und doch gesund? Basierend auf den eben gemachten Angaben wären dies 2,6 % Zucker pro 100 Gramm.

Zur Erinnerung: Laut Beitrag der „Süddeutschen Zeitung“[3] vom Juli 2017 enthalten 100 Milliliter Coca-Cola (entspricht 100 Milligramm) 10,6 Gramm Zucker oder 35 Stück Würfelzucker pro Liter.

Im Gegensatz zu Coca-Cola, welches absolut keine Ballaststoffe enthält, enthalten Tomaten einen signifikanten Anteil davon. Diese Ballaststoffe sind nicht nur Nährstoffe für Darmbakterien, sondern auch in der Lage, die Resorption von Kohlehydraten einzuschränken. Das heißt, dass ein signifikanter Anteil des in den Tomaten enthaltenen Zuckers im Darm an der Resorption gehindert wird, dank der Ballaststoffe.

Die meisten der in der Tomate befindlichen Ballaststoffe (87 %) sind unlöslich (in Form von Hemicellulose, Cellulose und Lignin)[4].

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Vitamine und Mineralien

Vitamin C

Nicht nur Zitronen enthalten Vitamin C, sondern auch Tomaten. Eine mittelgroße Tomate liefert laut „Medical News Today“ 24,7 Milligramm. Das entspricht angeblich 28 % der in der USA offiziell veranschlagten täglichen notwendigen Zufuhr von Vitamin C, die damit unter 100 Milligramm liegen würde.

Warum es sich hier um lächerlich niedrige „Grenzwerte“ handelt, habe ich in diesem Beitrag diskutiert:

Kalium

Weitere Inhaltsstoffe sind Kalium in einer Menge von 14,2 Mikrogramm pro 180 Gramm. Welchen Stellenwert Kalium für ein reibungsloses Funktionieren des Organismus einnimmt, das habe ich in diesem Beitrag erläutert:

Vitamin K

Vitamin K – auch hierzu habe ich einen Beitrag verfasst:

In diesem Beitrag erläutere ich unter anderen den Bedarf an Vitamin K. Der liegt bei 65 Mikrogramm für Erwachsene und ist problemlos zu erreichen durch den Verzehr von zum Beispiel drei Eiern oder 500 Gramm Erdbeeren.

Eine mittelgroße Tomate enthält 10 Mikrogramm Vitamin K, woraus folgt, dass rund sechs Tomaten bereits den täglichen Bedarf abzudecken vermögen.

Vitamin A

Tomaten enthalten dazu rund 1500 internationale Einheiten oder 180 Gramm 76 Mikrogramm[5] Vitamin A. Auch zu diesem Vitamin existiert ein Beitrag:

Hier liegt der tägliche Bedarf bei ca. 1 Milligramm. Möhren gelten bislang immer noch als die reichhaltigste Quelle. Es bedarf 65 Gramm Möhren, um den täglichen Bedarf zu decken. Um diesen täglichen Bedarf mit Tomaten abzudecken, müsste man 2,3 Kilo täglich vertilgen, was die Tomaten für diesen Zweck weniger geeignet erscheinen lassen.

Niacin (Vitamin B3)

Die tägliche empfohlene Zufuhr liegt bei 14-18 Milligramm. Das obere Limit für Männer und Frauen sollte 35 Milligramm täglich nicht überschreiten.

Eine mittelgroße Tomate mit 180 Gramm enthält etwas über 1 Milligramm Niacin. Damit würden 14-18 Tomaten pro Tag ausreichen, den täglich empfohlenen Bedarf abzudecken.

Folsäure (Vitamin B9)

Folsäure kommt in einer Reihe von Lebensmitteln vor, wie grünem Blattgemüse, Brokkoli, Rote Bete, Spargel, Nüssen, einigen Obstsorten und natürlich Tomaten.

Hier liegt die Menge bei 27 Mikrogramm pro 180 Gramm rohe Tomate. Schwangere und die, die es noch werden wollen, sollten vorsorglich 400-600 Mikrogramm Vitamin B9 täglich einnehmen (mindestens vier Wochen vor der Empfängnis). Während der Schwangerschaft wird in der Regel noch mehr Folsäure benötigt, nämlich 600-800 Mikrogramm.

Da zu diesem Zweck Tomaten dann doch zu wenig an Folsäure enthalten, sollte man auf ein bewährtes Präparat aus der Reihe der Nahrungsergänzungsmittel zurückgreifen. Ein entsprechender Rat vom Hausarzt ist ebenfalls empfehlenswert.

Calcium

Die tägliche Zufuhr für Erwachsene liegt zwischen 450 und 1000 Milligramm.

Der Beitrag zeigt eine genauere altersabhängige Empfehlung in Bezug auf die Zufuhr von Calcium.

Nahrungsmittel mit relativ hohen Calciumgehalt sind Hartkäse, Schnittkäse und Mohnsamen (1100-2500 Milligramm pro 100 Gramm).

Andere Nahrungsmittel mit relativ gutem Gehalt sind Nüsse, Weichkäse, Milch, Joghurt, Grünkohl, Brokkoli, Meerrettich, getrocknete Feigen etc. (100-500 Milligramm). Wo ist hier die Tomate anzusiedeln?

Mit 18 Milligramm pro 180 Gramm ist die Tomate mit Sicherheit kein potenter Calcium-Lieferant.

Der gesundheitliche Nutzen von Tomaten

Wie bereits in meinem Beitrag zum Lycopin ausgeführt, hat diese Substanz einen günstigen Einfluss auf Herzinfarkt und Schlaganfälle. Höhere Serumspiegel von Lycopin senken das Risiko für beide Komplikationen.[6] [7]

Außerdem gibt es Hinweise aus klinischen Studien, dass der Verzehr von Tomaten Entzündungsprozesse und oxidativen Stress senken hilft.[8] [9] Dazu gibt es ebenfalls Hinweise, dass der Verzehr von Tomaten die Auskleidung der Blutgefäße (Epithel) schützen hilft und das Risiko für Thrombenbildung signifikant herabsetzt.[10] [11]

In Bezug auf Verhinderung von Krebserkrankungen scheinen Tomaten ebenfalls gute Beiträge leisten zu können. Hier zwei Arbeiten[12] [13], die gezeigt hatten, dass ein erhöhter Verzehr von Tomaten mit einer geringeren Inzidenz von Prostata-, Lungen- und Magenkrebs einherzugehen scheint.

Tomatenscheiben auch etwas für die Haut tun zu können.

Tragende Rolle scheint auch hier wieder das Lycopin zu spielen. Hierzu gibt es einschlägige Arbeiten[14] [15], die zeigen, dass Lycopin einen lebenslangen Schutz vor UV Strahlung aufbaut.

Gibt es Probleme mit Tomaten?

Es scheint Allergien gegen Tomaten zugeben, besonders bei den Leuten, die gegen Graspollen[16] allergisch sind. Aber eine Tomatenallergie ist ein äußerst seltenes Ereignis. Menschen mit einer Latex-Allergie können ebenfalls Kreuzreaktionen gegen Tomaten entwickeln.[17] [18]

Ein anderes Risiko bei Tomaten besteht in einem ganz anderen Zusammenhang. Tomaten scheinen zu den Früchten und Gemüsen zu gehören, die mit die höchste Belastung an Pestiziden aufzuweisen haben. Diese Produkte sind bekannt als das „dreckige Dutzend“, wo die Tomate dazu zu hören scheint.

Im Jahr 2017 lagen die Tomaten auf Platz 10 und die Kirschtomaten auf Platz 14.[19] Daher wird empfohlen, wenn eben nur möglich organisch gezüchtete Tomaten zu kaufen, da hier die Pestizidbelastung deutlich reduziert ist. Es wird auch empfohlen, Tomaten vor dem Verzehr gründlich zu waschen.

Eine weitere, sehr wahrscheinlich wenig bekannte Tatsache ist, dass Betablocker[20] die Konzentrationen an Kalium im Blut erhöhen können. Da können Tomaten mit ihrem Kalium-Gehalt die Serumkonzentrationen unangenehm erhöhen.

Menschen mit Reflux/Sodbrennen[21] können eine Verschlechterung der Symptomatik erfahren, da Tomaten eine Reihe von Säuren enthalten. Aber hier scheint es sehr individuelle Unterschiede zu geben, die man von Fall zu Fall beobachten sollte.

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Quellen:

[1]      Nutrient content of tomatoes and tomato products – PubMed

[2]      Tomatoes 101: Nutrition Facts and Health Benefits

[3]      Coca-Cola – Nur noch 31 Würfel Zucker – Wirtschaft – SZ.de

[4]      Extraction and fractionation of insoluble fiber from five fiber sources – ScienceDirect

[5]      Tomatoes, raw nutrition facts and analysis.

[6]      Low serum lycopene and β-carotene increase risk of acute myocardial infarction in men – PubMed

[7]      Serum lycopene decreases the risk of stroke in men: a population-based follow-up study – PubMed

[8]      Tomatoes versus lycopene in oxidative stress and carcinogenesis: conclusions from clinical trials – PubMed

[9]      Effect of a tomato-based drink on markers of inflammation, immunomodulation, and oxidative stress – PubMed

[10]    Platelets and atherogenesis: Platelet anti-aggregation activity and endothelial protection from tomatoes (Solanum lycopersicum L.) – PMC

[11]    Platelets and atherogenesis: Platelet anti-aggregation activity and endothelial protection from tomatoes (Solanum lycopersicum L.) – PubMed

[12]    A review of epidemiologic studies of tomatoes, lycopene, and prostate cancer – PubMed

[13]    Tomatoes, tomato-based products, lycopene, and cancer: review of the epidemiologic literature – PubMed

[14]    Supplementation with tomato-based products increases lycopene, phytofluene, and phytoene levels in human serum and protects against UV-light-induced erythema – PubMed

[15]    Lycopene-rich products and dietary photoprotection – PubMed

[16]    Adverse food reactions in patients with grass pollen allergic respiratory disease – PubMed

[17]    The latex-fruit syndrome – PubMed

[18]    Tomato allergy in children and young adults: cross-reactivity with latex and potato – PubMed

[19]    Dirty Dozen | EWG’s 2017 Shopper’s Guide to Pesticides in Produce

[20]    Betablocker für alle – Evidenzbasierte Katastrophen der Schulmedizin

[21]    Hilfe und Hausmittel gegen Sodbrennen – Reflux und Magenbrennen

 

Beitragsbild: Pixabay.com – LoggaWiggla

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