Wie gesund sind Sesamsamen?
Bereits in den 1990er-Jahren machten Studien über die antioxidativen und chemoprotektiven Eigenschaften von Leinsamen aufgrund des besonders hohen Gehalts an Lignanen (sekundäre Pflanzenstoffe) und Phytoöstrogenen die Runde.
Gerade für Veganer hatten diese Erkenntnisse einen sehr hohen Stellenwert.
Im Jahre 2005 erschien dann eine Studie in der Fachzeitschrift „Nutrition and Cancer“. Verglichen wurden darin die Mengen an Säugetier-Lignan, die sich aus verstoffwechselten Sesam- und Leinsamen ergaben. Im Fokus standen dabei die spezifischen Säugetier-Lignane Enterodiol (EL) und Enterolacton (ED).
Die pflanzlichen Lignane werden durch die Darmflora in Säugetier-Lignane umgewandelt. Die Fähigkeit von Leinsamen, das Risiko für hormonbedingte Erkrankungen wie Prostata-, Eierstock- und Brustkrebs zu reduzieren, hängt offenkundig damit zusammen, dass Lignane strukturell ähnlich wie Östrogen aufgebaut sind. Dies liegt daran, dass sich Lignane in den Zellen an die Östrogenrezeptoren heften und auf diese Weise die Metastasierungsprozesse eindämmen.
An der vergleichenden Studie nahmen ausschließlich gesunde Frauen nach der Menopause teil. Sie nahmen in Ergänzung zu ihrer üblichen Ernährung vier Wochen lang Nahrungsriegel zu sich, die entweder 25 Gramm ungemahlene Sesamsamen, Leinsamen oder eine Kombination beider enthielten. Insofern ergaben sich drei Vergleichsgruppen. Mittels Urinanalysen zu Beginn und nach Abschluss der Studie wurden die verstoffwechselten Lignane aller Teilnehmerinnen gemessen. Im Ergebnis war die Konzentration an Lignanen im Urin der puren Sesamgruppe am größten.
Im Rahmen einer Studie über das Wachstum von Brustkrebstumoren aus dem Jahre 2012 fanden die obigen Ergebnisse eine klare Bestätigung:
In diesem Fall wurden die Wirkungen von Sesam und Leinsamen am Wachstum von Brustkrebstumoren bei Mäusen verglichen. Dazu wurden drei Gruppen acht Wochen lang unterschiedlich gefüttert:
a) Leinsamen-Lignan
b) Sesamsamen-Lignan
c) Inerte Kontrollsubstanz (wie Placebo)
Bei a) und b) konnten die Brusttumore verkleinert werden, wobei b) eine signifikant bessere Wirkung zeitigte. Der Grund dafür liegt sehr wahrscheinlich darin, dass Sesamsamen die Apoptose, also den programmierten Zelltod, effizienter auslösen, als dies bei Leinsamen der Fall ist.
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Täglich ein paar gehäufte Teelöffel Sesam
Es ist vor allem der sogenannte oxidative Stress, der die Alterung des Menschen vorantreibt. Aber auch übermäßige Anstrengungen, wie es bei Leistungssportlern gang und gäbe ist, bedeuten oxidativen Stress für den Körper.
In der iranischen Studie mit dem Titel „Auswirkungen einer Sesamsamen-Ergänzung auf Entzündungsfaktoren und Biomarker für oxidativen Stress auf Patienten mit Knie-Arthrose“ (Acta Med Iran; 2015; 53(4): 207-13; PMID: 25871017) wurde nachgewiesen, dass Nahrungsergänzungen mit Sesamsamen positive Auswirkungen auf Entzündungen und auf Biomarker für oxidativen Stress haben.
„Auswirkungen der Supplementierung mit Sesamum indicum L. auf die Kreatinkinase, Laktatdehydrogenase, Marker für oxidativen Stress und aerobe Kapazität bei semiprofessionellen Fußballspielern“ (Vorderes Physiol; 2017; 8:196; Epub 31.03.2017; PMID: 28408889) war der Titel einer neueren Studie, die auf die gleichen Stress-Biomarker abzielte, und dabei die aerobe Kapazität von semiprofessionellen Fußballspielern in den Fokus nahm. Dazu wurden die Spieler in zwei Gruppen eingeteilt. Diese bekamen 28 Tage lang entweder zwei Esslöffel (40 g) gemahlene Sesamsamen oder ein entsprechendes Placebo. Die Spieler der Sesamgruppe hatten weniger mit Muskelschäden und oxidativem Stress zu kämpfen und es verbesserte sich ihre aerobe Kapazität.
Schmerzen sind oftmals ein Indikator dafür, dass im Körper eine Entzündung im Gange ist. Dazu sei die folgende Studie aus dem Jahre 2010 zitiert: „Sesamöl unterdrückt die neuroinflammatorische Kaskade im experimentellen Modell der diabetischen Neuropathie“ (J Schmerz; 2010 Okt.; 11(10): 950-7; Epub 24.04.2010; PMID: 20418182). Untersucht wurden hierin naturheilkundliche, nicht süchtig machende Behandlungen bei Patienten mit diabetischen, neuropathischen Schmerzen. Auch diese Studie kam zu dem Ergebnis, dass der Verzehr von Sesamsamen in Ergänzung der Insulinbehandlung oxidativen Stress, neuropathische Schmerzen und die damit einhergehenden Entzündungsmarker reduziert.
Eine Forschergruppe der Abteilung für Physikalische Medizin und Rehabilitation der Medizinischen Universität Täbris (Iran) hat eine zweimonatige Studie mit dem Titel „Auswirkungen einer Nahrungsergänzung mit Sesamsamen auf klinische Anzeichen und Symptome bei Patienten mit Kniearthrose“ veröffentlicht. An der Studie nahmen 50 Patienten mit schmerzhafter Kniearthrose teil. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt, die beide das gleiche Behandlungsprotokoll erhielten, mit dem einzigen Unterschied, dass eine Gruppe zusätzlich zwei Esslöffel gemahlene Sesamsamen pro Tag erhielt. In dieser Sesamgruppe konnten die Schmerzen deutlicher reduziert werden als in der Kontrollgruppe.
Zu ganz ähnlichen Ergebnissen kam auch diese iranische Studie: „Effects of sesame seed supplementation on inflammatory factors and biomarkers of oxidative stress in patients with knee osteoarthritis“ (Acta Med Iran; 2015; 53(4): 207-13; PMID: 25871017).
Es gibt Wissenschaftler, die sich gezielt mit den Wirkmechanismen alter Volksheilmittel wie Kräuter beschäftigen, um herauszufinden, ob und welche medizinischen Eigenschaften sie tatsächlich besitzen. Solche Erkenntnisse lassen sich gut vermarkten und sind daher durchaus im Interesse der Pharmaindustrie. Sobald therapeutische Eigenschaften identifiziert werden konnten, werden die entsprechenden Naturstoffe im Labor nachgeahmt, um daraus Medikamente herzustellen und teuer zu verkaufen.
Es geht also immer darum, bestimmte Moleküle bzw. deren biologische Wirkungen zu isolieren, um sie dann in erhöhter Konzentration einer synthetischen Pillenversion zuzuführen. Ob dieses Vorgehen dem Verzehr und der Verstoffwechselung der ganzen, natürlichen Pflanze immer vorzuziehen ist, darf bezweifelt werden. „Kann der Verzehr von Sesam den Blutdruck verbessern?“ Dieser Frage widmet sich eine systematische Überprüfung und Metaanalyse von kontrollierten Studien (J Sci Food Agric; 2017 Aug.; 97(10): 3087-3094; Epub 2017, 12. Mai; PMID: 28387047), ebenfalls mit dem Ergebnis, dass aufgrund des hohen Gehalts an Ballaststoffen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren, Phytosterol und Lignan die Sesamsamen den systolischen und diastolischen Blutdruck senken.
In der Studie mit dem Titel „Antihypertensive and antioxidative effects of black sesame flour in diet in hypertensive subjects“ (Nutr J.; 2011; 10:82; Epub 09.08.2011; PMID: 21827664) erhielten die Probanden über einen Zeitraum von vier Wochen täglich etwa 2,5 Gramm schwarzes Sesammehl, wodurch der systolische Blutdruck signifikant gesenkt werden konnte. Außerdem verbesserte sich der Antioxidantienstatus und der oxidative Stress wurde reduziert.
Für die 2006 veröffentlichte Studie „Effect of sesame oil on diuretics or beta-blockers in modulating blood pressure, anthropometrics, lipid profile, and redox status“ (Yale J Biol Med; March 2006; 79(1): 19-26; PMID: 17876372) wurden die Teilnehmer angewiesen, 45 Tage lang ausschließlich Sesamöl im Rahmen ihrer normalen Ernährung zu verwenden. Auch hier kam es zu einer Senkung des systolischen und diastolischen Blutdrucks bei gleichzeitiger Reduktion des BMI.
Dann wurden dieselben Patienten gebeten, den Konsum von Sesamöl ebenfalls für 45 Tage aufzugeben. Danach stellten sich die ursprünglichen höheren Blutdruckwerte wieder ein.
Um den größtmöglichen therapeutischen Nutzen zu erzielen, sollten immer die ganzen Sesamkörner verwendet werden. Sie können aber auch zu einem Gewürz gemahlen werden, das sehr gut zu Müsli, Smoothies, Salaten und Suppen passt. Auf geröstete Öle, die durch die Hitze beim Rösten oxidieren, sollte man dagegen verzichten.
Wichtiger Hinweis:
Der Verzehr ganzer Samen in hohen therapeutischen Dosen kann zu Reizungen der Darmschleimhaut führen. Dagegen kann das Mahlen der Samen als eine Art Vorverdauung angesehen werden, die die Aufnahme der Nährstoffe erleichtert.
Etwa 20 Gewichtsprozent des Sesams bestehen aus Eiweiß, und das im Sesam enthaltene rein pflanzliche Kalzium wird vom Körper gut aufgenommen (Stichwort: Bioverfügbarkeit). Außerdem ist Sesam eine wertvolle Eisenquelle.
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Beitragsbild: pixabay.com – yoshistudios
Dieser Beitrag wurde am 05.09.2023 erstellt.
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